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Kister & Partner
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Schuldenstatistik: Viele „unverschuldet“ in finanzieller Not

Mit dem Thema Schulden beschäftigt sich niemand gern. Dabei gibt es gute Gründe dafür: Viele Ursachen für Verschuldung sind nämlich durchaus durch Prävention abzumildern. Und das gerade deshalb, weil die Betroffenen selbst oft nicht durch Fehlverhalten in die missliche Lage kommen, sondern aufgrund kritischer Lebensereignisse.
Das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) Hamburg veröffentlicht jährlich einen Überschuldungsreport. Dieser bietet aktuelle Einblicke, aus welchen Gründen sich Menschen verschulden. Interessant ist das auch deshalb, weil mit vielen Vorurteilen aufgeräumt wird. Denn oft liegt es eben nicht daran, dass die Betroffenen schlecht mit Geld umgehen können.
Auch für den aktuellen Überschuldungsreport 2021 haben die Hansestädter wieder zahlreiche Daten von Schuldnerberatungsstellen ausgewertet, natürlich anonymisiert. Seit 2008 werden so 185.592 Haushalte analysiert und die Zahlen entsprechend hochgerechnet. Das aktuelle Zahlenmaterial bezieht sich dabei auf das zurückliegende Jahr 2020, also dem Jahr der Coronakrise.
Überraschend mag vor diesem Hintergrund sein, dass die Zahl der Überschuldeten im Jahr von Kurzarbeit und Lockdowns sogar gesunken ist, obwohl doch viele Menschen mit existentiellen Problemen konfrontiert gewesen sind. 6,85 Millionen Menschen galten zum Jahresende 2020 in Deutschland als überschuldet. Im Jahr zuvor waren es noch 6,92 Millionen. Dies erklärt sich aber auch daraus, dass Menschen mit finanziellen Problemen nicht sofort eine Schuldnerberatung aufsuchen, sondern erst alle verfügbaren finanziellen Quellen ausschöpfen: selbst, wenn dies die Lage verschlimmert.
„Wie bei der Finanzkrise 2007/2008 ist auch bei der globalen Gesundheitskrise damit zu rechnen, dass sich die Auswirkungen auf die Überschuldungsstatistik mit einer Verzögerung von rund zwei Jahren zeigen werden“, erklärt deshalb Sally Peters, eine Mitautorin der Studie.
Arbeitslosigkeit und Einkommensarmut Hauptgründe
Blickt man auf die Hauptgründe der Überschuldung, so fällt auf, dass viele Menschen von Lebenskrisen und unerwarteten Lebensereignissen überrascht werden. Wichtigste Ursache bei den neu hinzugetretenen Fällen im Vorjahr war Arbeitslosigkeit bzw. reduzierte Arbeit mit 22,77 Prozent der Nennungen. Einkommensarmut (11,36 Prozent), Krankheit (11,22 Prozent) sowie Scheidung/Trennung (9,74 Prozent) folgen als wichtigste Gründe, weshalb die Personen gezwungen waren, eine Schuldnerberatung aufzusuchen.
Auch gescheiterte Selbstständigkeit ist mit 8,77 Prozent eine oft genannte Ursache. Wenn auch im Coronajahr überraschenderweise rückläufig. 2019 hatten noch 9,4 Prozent der Betroffenen angegeben, dass der Versuch, sich selbstständig zu machen, in die Schuldenfalle führte. Ein unangemessenes Konsumverhalten folgt erst danach mit 8,69 Prozent der Neuverschuldeten: um hier nur die wichtigsten Verschuldungsgründe zu nennen.
Viele Risiken sind versicherbar
Es sei daran erinnert, dass auch Versicherungen ein Baustein sein können, um mögliche existentielle Risiken aufzufangen. Für Selbstständige wie Beschäftigte empfiehlt sich zum Beispiel eine private Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie zahlt, stark vereinfacht ausgedrückt, wenn Krankheit oder Unfall verhindern, dass man seinen Beruf weiter ausüben kann.
Für Selbstständige kann es sich unter Umständen auch empfehlen, freiwillig in die gesetzliche Arbeitslosenversicherung einzuzahlen, um wenigstens einen Grundschutz zu haben. Einen krankheitsbedingten Ausfall im Beruf für längere Zeit kann man mit einer Krankentagegeld-Police auffangen, wenn man sein eigener Chef ist und kein Arbeitgeber einspringen würde.
Wer Hinterbliebene für den Fall der Fälle absichern will, der kann mit einer Risikolebensversicherung oft schon sehr preiswert vorsorgen. Und auch eine Pflegezusatz-Police wird sowohl von Versicherern als auch dem Verbraucherschutz empfohlen. Denn oft ist es ein plötzlich auftretender Pflegefall in der Familie, der dazu beiträgt, dass man für die häusliche Pflege im Beruf kürzertritt.
Eine private Haftpflichtversicherung ist ohnehin ein Muss: Wenn man Dritten schweren Schaden zufügt, so haftet man mit dem gesamten Vermögen. Auch dies kann dazu beitragen, dass man plötzlich seinen Lebensstandard nach unten korrigieren muss.
Grundsätzlich aber gibt es kein Pauschalrezept für die Absicherung von finanziellen Risiken. Diese ist auch abhängig von der jeweiligen Lebenssituation, den finanziellen Möglichkeiten, Zukunftsplänen etc. Entsprechend empfiehlt sich ein Beratungsgespräch, um die individuellen Bedürfnisse zu ermitteln. Wer bereits finanziellen Problemen ins Auge sieht, sollte zudem nicht zögern, sich professionelle Unterstützung zu holen, notfalls bei einer Schuldnerberatung. Denn oft sorgen falsche Scham und die Verdrängung der Probleme dafür, dass sich die Situation verschlimmert.

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